Aktion Rheinland » Widerstand – gestern, heute, morgen » Historie
Düsseldorf im April 1945: Die Stadt ist seit dem 10. April 1945 vollständig von alliierten Truppen eingeschlossen, etwa 250.000 Menschen leben noch in den Trümmern. Unter dem Befehl von Gauleiter Friedrich Karl Florian sollen in den letzten Kriegstagen alle Versorgungsleitungen und Brücken zerstört werden. Den heranrückenden Alliierten will man getreu dem Nero-Befehl Hitlers nichts als „verbrannte Erde“ hinterlassen. Eine Kapitulation kommt für Gauleiter Florian, einen glühenden Nationalsozialisten, nicht in Frage. Die Stadt soll evakuiert werden und für einen Straßenkampf gerüstet werden. Doch trotz des Aufrufs zur Evakuierung weigern die Menschen sich, die Stadt zu verlassen. Fast niemand wüsste auch, wohin er gehen sollte.
Mehr als 5000 Düsseldorfer sind da bereits bei Luftangriffen getötet worden, über die Hälfte aller Gebäude ist zerstört. Eine bürgerliche Widerstandsgruppe um den Architekten Aloys Odenthal und Rechtsanwalt August Wiedenhofen will dem sinnlosen Sterben und der Zerstörung ihrer Stadt nicht tatenlos zusehen. Sie nehmen Kontakt zum Oberstleutnant der Schutzpolizei Franz Jürgens auf, der ihnen als vertrauenswürdig geschildert worden war. Ihr Vorhaben ist, den Alliierten die Stadt kampflos zu übergeben.
Am Mittag des 16. April 1945 dringt die Gruppe mit vorgehaltener Waffe in das Amtszimmer von SS-Brigadeführer August Korreng im Polizeipräsidium am heutigen Jürgensplatz ein. Die Männer verhaften ihn und sperren ihn in eine Gefängniszelle.
Unterdessen gelangen Odenthal und Wiedenhofen mit einem von Franz Jürgens ausgestellten Passierschein nach Mettmann zu den US-Truppen. Sie versichern ihnen die kampflose Übergabe der Stadt und flehen sie an, von einem geplanten Bomberangriff Abstand zu nehmen. Was die beiden da noch nicht wissen: Die Aktion im Präsidium ist von einem regimetreuen Polizeibeamten in der Telefonzentrale verraten worden. Eine alarmierte Streife von Fallschirmjägern dringt in das Gebäude ein und befreit August Korreng wieder aus seiner Zelle. Jürgens und ihre Freunde werden verhaftet.
Während die beiden Zivilisten mit den Amerikanern verhandeln, wird über Franz Jürgens von einem Standgericht im Steigenberger Parkhotel das Todesurteil gesprochen. Die vier Zivilisten, Bauunternehmer Theodor Andresen, Ingenieur Karl Kleppe, Kaufmann Josef Knab und Student Herrmann Weill werden von Standgerichten an der Stoffeler Straße zum Tod durch Erschießen verurteilt. Noch in derselben Nacht werden alle eilends auf dem Hof der Berufsschule an der Färberstraße erschossen und ihre Leichen verscharrt. SS-Brigadeführer Korreng flieht aus der Stadt.
Aloys Odenthal und Dr. August Wiedenhofen gelingt es inzwischen tatsächlich, die US-Offiziere zu überzeugen und mit ihnen Pläne zur Einnahme der Stadt zu besprechen. Am Nachmittag des 17. April rücken die amerikanischen Streitkräfte mit acht Panzern und 800 Infanteristen in die Stadt ein. Auf den ersten beiden Panzern sitzen als Führer Aloys Odenthal und August Wiedenhofen – eine Bedingung der Amerikaner. Dank einer Flugblattaktion der Antifaschistischen Kampforganisation (Antifako) werden die Alliierten von der Düsseldorfer Bevölkerung mit weißen Fahnen empfangen. Es fällt kein einziger Schuss. In Düsseldorf ist der Krieg zu Ende.
Nachdem sie die entsetzliche Nachricht vom Schicksal ihrer Freunde erfahren, veranlassen Odenthal und Wiedenhofen sofort eine Exhumierung und Obduktion ihrer Freunde. Dabei wird festgestellt, dass Theodor Andresen und Josef Knab vor ihrer Ermordung entsetzlich gequält worden sind. Beiden hat man einen Arm gebrochen und Andresen sogar so massiv misshandelt, dass auch sein Schädel gebrochen war.
Der Verräter ist nie bekannt geworden, die Verantwortlichen nie zur Rechenschaft gezogen. Die Exekution von Jürgens und den vier Widerstandskämpfern wurde in den Jahren 1948 bis 1952 in insgesamt vier Gerichtsverfahren untersucht.1952 bestätigte der Bundesgerichtshof als letzte Instanz die Rechtmäßigkeit der Standgerichtsurteile und damit die Freisprüche von Gauleiter Florian, Schupo-Oberstleutnant Brumshagen und des Leiters des Exekutionskommandos, Heinrich Gesell. Bei der Tat der Widerstandskämpfer habe es sich nach damaligem Recht (!) um „Kriegsverrat“ gehandelt.
Erst 1999 wurden die Schuldsprüche als nationalsozialistische Unrechtsurteile aufgehoben.
Weitere Informationen und Hintergründe der Aktion Rheinland erhält man bei der Mahn- und Gedenkstätte Düsseldorf und dem Verein Geschichte am Jürgensplatz e. V.:
Homepage der Mahn- und Gedenkstätte Düsseldorf
Homepage des Vereins Geschichte am Jürgensplatz e.V.